Neulich im Café beobachtete ich einen älteren Herrn, der verzweifelt versuchte, auf seinem Smartphone etwas zu buchen. Seine Lesebrille verrutschte immer wieder, während er durch die App navigierte. “Verdammtes Internet!”, murmelte er. Ich musste schmunzeln – nicht über ihn, sondern über die absurde Situation, in der wir uns alle täglich wiederfinden.
Wir leben in einer Zeit, in der Technologie uns eigentlich das Leben erleichtern sollte. Stattdessen sitzen wir oft vor unseren Bildschirmen wie vor einem modernen Orakel und versuchen, kryptische Botschaften zu entschlüsseln. “Ihre Anfrage wurde systemseitig temporär suspendiert.” Aha. Und das soll ich jetzt verstehen?
Ab Juni 2025 soll damit Schluss sein. Das neue Barrierefreiheitsgesetz (BaFG) verpflichtet Unternehmen, ihre digitalen Angebote barrierefrei zu gestalten. “Noch ein Gesetz!”, höre ich die Skeptischen stöhnen. Und ja, einfach zu schreiben ist oft schwer. Aber dieses Gesetz könnte tatsächlich unser aller Leben verbessern – wenn wir es richtig nutzen. Und mit den neuen digital-intelligenten Assistenten entsteht die Leichtverständlichkeit auch etwas leichter.
Kapitel:
Warum Barrierefreiheit und künstliche Intelligenz ein gutes Paar werden könnten?
Welche konkreten Anforderungen stellt das BaFG an Ihr Unternehmen?
Wie steht es um das Sprachniveau bei Ihren Zielgruppen?
Warum KI ein guter Schuhlöffel für einfachere Texte sein kann?
Wie nutzen Sie KI-Tools effektiv zur Text-Evaluierung?
Welche Fallstricke gilt es zu vermeiden?
Was bedeutet die KI-Revolution für menschliche Textexpert:innen?
Wie gelingt der Weg zur barrierefreien Sprache?
Warum Barrierefreiheit und künstliche Intelligenz ein gutes Paar werden könnten?
Die Uhr tickt: Ab Juni 2025 tritt das Barrierefreiheitsgesetz in Kraft. Ein Gesetz, das für viele Unternehmen Verpflichtungen bringt, aber auch Chancen eröffnet. Doch was bedeutet das konkret für Ihre digitale Kommunikation? Und wie kann künstliche Intelligenz Sie dabei unterstützen? Über Ideen und Erfahrungen zur Allianz KI und Barrierefreiheit erhalten Sie hier einen Überblick.
Welche konkreten Anforderungen stellt das BaFG an Ihr Unternehmen?
Das Barrierefreiheitsgesetz verpflichtet viele Unternehmen zu barrierefreien digitalen Angeboten. Webshops, Apps und Buchungsportale müssen für Menschen mit Einschränkungen ohne fremde Hilfe nutzbar sein. Nach den WCAG-Prinzipien bedeutet das: Informationen müssen wahrnehmbar, bedienbar, verständlich und robust sein.
Für Finanzdienstleister gilt dabei eine besondere Vorgabe: Ihre gesamte Kommunikation muss auf Sprachniveau B2 erfolgen – vergleichbar mit dem Niveau einer höheren Mittelschule. Ein Verstoß gegen diese Vorgaben kann teuer werden: Strafen von bis zu 80.000 Euro drohen. Doch das Gesetz bietet auch die Chance, neue Zielgruppen zu erschließen und sich als inklusiv zu positionieren.
Wie steht es um das Sprachniveau bei Ihren Zielgruppen?
Die Wirklichkeit überrascht: Mehr als die Hälfte aller Erwachsenen bewegt sich sprachlich auf dem Niveau A1 bis B1. Die meisten Unternehmenstexte liegen jedoch deutlich darüber – nämlich auf C-Niveau. Also in der Verständlichkeit unerreichbar für die meisten Menschen. Diese Diskrepanz eröffnet 2 wichtige Perspektiven: Zum einen können Sie durch verständlichere Kommunikation neue Kundenkreise gewinnen. Zum anderen erhöhen Sie Ihre Rechtssicherheit, denn unverständliche Texte sind rechtlich angreifbar.
Und ganz ehrlich: Barrierefreie Kommunikation hilft uns allen. Der gestressten Managerin, die in der Mittagspause schnell ihre Versicherung checken will. Der Studentin, die nachts um drei noch eine wichtige Information sucht. Dem älteren Herrn im Café, der einfach nur seine Rechnung bezahlen möchte.
Das BaFG zwingt uns, neu zu denken. Über Sprache. Über Kommunikation. Über Menschlichkeit. Es ist wie ein freundlicher Schubs in Richtung demokratischer Zukunft. Eine Zukunft, in der wir nicht mehr gegen Texte kämpfen müssen, sondern sie uns unterstützen.
Das könnte eine echte Win-win-Situation sein – wenn wir erstmal da wären. Doch wie kommen wir möglichst einfach zu einfacheren Texten? Und hier kommt der 2.Teil der gegenwärtigen Revolution ins Spiel: die günstige künstliche Schreibintelligenz.
Warum KI ein guter Schuhlöffel für einfachere Texte sein kann
Künstliche Intelligenz revolutioniert die Art, wie wir Texte erstellen und optimieren. Sie fungiert als aufmerksame Assistentin, die komplizierte Formulierungen erkennt und Alternativen vorschlägt. Sie markiert lange Sätze und unterstützt bei der verständlichen Erklärung von Fachbegriffen.
Die menschliche Expertise bleibt dabei unverzichtbar. KI ist ein Werkzeug, das uns unterstützt, noch bessere Texte zu schreiben und uns die Freiheit gibt, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren: authentische, menschliche Kommunikation. Klingt paradox – ist aber so.
Wie nutzen Sie KI-Tools effektiv zur Text-Evaluierung?
Die technologischen Möglichkeiten zur Text-Evaluierung und -Optimierung sind beeindruckend. Moderne Tools analysieren nicht nur das Sprachniveau von Texten, sondern liefern konkrete Verbesserungsvorschläge. Nach der Überarbeitung bestätigt eine erneute KI-Evaluierung, ob das angestrebte Sprachniveau erreicht wurde. Diese Nachweise können Sie als konkrete Maßnahme in Ihrem CSR-Bericht dokumentieren.
Besonders wertvoll zeigt sich die KI-Unterstützung bei der systematischen Prüfung umfangreicher Textmengen. Sie identifiziert schnell Passagen über dem Zielniveau B2 und generiert Vereinfachungsvorschläge. Diese Effizienz ermöglicht es, auch große Webauftritte oder Dokumentationen in überschaubarer Zeit barrierefrei zu gestalten.
Beispiele für mit KI vereinfachten Text finden Sie unter diesem Artikel.
Welche Fallstricke gilt es zu vermeiden?
Die Umsetzung barrierefreier Kommunikation erfordert wichtige Entscheidungen. Eine zentrale Frage betrifft den Umgang mit Fachbegriffen: Gehören Erklärungen direkt in den Text, in Fußnoten oder in ein zentrales Glossar? Jeder Ansatz hat seine eigenen Vor- und Nachteile, die sorgfältig abgewogen werden müssen.
Eine besondere Herausforderung stellen KI-Halluzinationen dar. Zwar liefern KI-Tools oft hervorragende erste Textentwürfe, doch ihre Zuverlässigkeit kennt Grenzen. Ein gut aufgestelltes Projektteam, in dem Jurist:innen und Produktverantwortliche eng zusammenarbeiten, ist daher unerlässlich für die inhaltliche Korrektheit.
Was bedeutet die KI-Revolution für menschliche Textexpert:innen?
Gutes Texten basierte schon immer auf 3 Kompetenzsäulen: relevante Inhalte erkennen, lesefreundlich schreiben und Qualität kritisch bewerten.
Im KI-Zeitalter verschiebt sich der Fokus: Die Technologie unterstützt bei Recherche und Textproduktion, während das menschliche Urteilsvermögen an Bedeutung gewinnt. “Murder your darlings”, wie Arthur Quiller-Couch es ausdrückte – das Streichen geliebter, aber weniger effektiver Passagen wird mit KI noch effizienter, da “Reprompten” schnell neue Varianten erzeugt.
Für uns Textschaffende bedeutet dies: Kultivieren des eigenen Urteilsvermögens. Nicht nur um zwischen richtigen und falschen Informationen zu unterscheiden, sondern vor allem, um die Qualität von Texten zu bestimmen und zu verbessern. Und manchmal auch, um den psychologischen Wow-Effekt für die Lesenden zu finden.
Wie gelingt der Weg zur barrierefreien Sprache?
Die Erfahrung zeigt: Die besten Ergebnisse entstehen, wenn wir KI-Technologie und menschliche Expertise clever kombinieren.
Beginnen Sie mit einer gründlichen Analyse: Wo steht Ihre Kommunikation heute? Welche Texte erreichen Ihre Zielgruppen – und welche nicht? Die KI hilft dabei, Verbesserungspotenziale systematisch aufzuspüren.
Im nächsten Schritt geht es ans Optimieren. KI-Tools analysieren Ihre Texte und machen konkrete Vorschläge für verständlichere Formulierungen. Sie identifizieren schwierige Passagen und bieten Alternativen an. Das Besondere: Die KI lernt dabei ständig dazu und wird immer besser darin, Ihren spezifischen Kommunikationsstil zu verstehen.
Doch Technologie allein macht noch keine gute Kommunikation. Hier kommt professionelle Beratung ins Spiel. Mit unserer Erfahrung sorgen wir dafür, dass die optimierten Texte nicht nur verständlich, sondern auch überzeugend sind und zu Ihrer Marke passen. Wir entwickeln mit Ihnen Schreibrichtlinien, Stil-Prompts und langfristige Strukturen für gutes Texten. Und wir schulen Ihr Team im Umgang mit den neuen Tools.
So sehen typische Projekte mit wortwelt® aus:
- Erstgespräch: Ziele und Status quo klären
Wir analysieren gemeinsam Ihren Status quo. Auf welchem Sprachniveau sind Ihre Texte? Welche Schnittstellen sind relevant fürs Projekt? Die Standortbestimmung schafft Klarheit. - Beratung: Fahrplan entwickeln
Wir überprüfen Ihre Inhalte und digitalen Angebote auf Sprachbarrieren. Gemeinsam mit Ihrem Kernteam erstellen wir einen Maßnahmenplan – individuell auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten. - Text: Verständlich und inklusiv
Mit unserer Expertise optimieren wir gemeinsam Ihre Texte – einfacher, klarer und barrierefrei, ohne an Markenflair zu verlieren. Für WCAG-Kriterien im Design arbeiten wir mit Partnern. - Schulung: Wissen ins Team bringen
Damit Barrierefreiheit kein einmaliges Projekt bleibt, schulen wir Ihre Teams. Von barrierefreiem Texten bis hin zum Nutzen von KI-Tools – wir machen Ihr Unternehmen zukunftssicher. - Projekt: Strukturen für kontinuierliche Verbesserung
Regelmäßige Tests und Team-Updates stellen sicher, dass Ihre Angebote den gesetzlichen Anforderungen entsprechen. Denn Barrierefreiheit wächst mit Ihrem Unternehmen.
Welchen konkreten Mehrwert schafft die Barrierefreiheit?
Der Aufwand zahlt sich mehrfach aus: Verständliche Kommunikation stärkt das Vertrauen, reduziert Support-Anfragen und verbessert die Kundenbindung. Vor allem aber öffnen Sie Ihr Unternehmen für neue Zielgruppen. Menschen mit unterschiedlichsten Bedürfnissen können Ihre Angebote nun besser nutzen und verstehen.
Das ist nicht nur gut fürs Image – es dient auch Ihrer Rechtssicherheit und Ihrem Geschäft. Und oft freuen sich auch die Mitarbeitenden, wenn sie es mit einfacheren Texten zu tun haben.
Sind Sie schon in die barrierefreie Zukunft gestartet?
2025 ist nicht mehr weit. Und gute Kommunikation braucht Zeit. Nutzen Sie jetzt die Chance, die Weichen zu stellen. Mit der richtigen Kombination aus innovativer KI-Technologie und erfahrener Beratung wird der Weg zur sprachlichen Barrierefreiheit gewinnbringend – mit einem klaren Ziel: Kommunikation, die wirklich alle erreicht.
Die Zeit ist reif für verständliche Sprache. Starten Sie jetzt. Warten kostet nicht nur Zeit, sondern auch wertvolle Chancen. Sind Sie dabei?
Wir begleiten Sie gerne auf diesem Weg. Melden Sie sich bei axel.ebert@wortwelt.at
Gemeinsam entwickeln wir eine Sprache, die alle anspricht.
Axel Ebert, Partner bei wortwelt® und identifire®
Axel Ebert – „der mit dem Wort tanzt.“ Wortpflanzungswillig initiierte er 2001 die wortwelt®. Der Psychologe brachte bereits 1995 Wording-Know-how aus den USA mit. In über 150 wortwelt-Projekten für Unternehmen und Verwaltungen hat er sich als „Letter-Man“ etabliert.
+43 664 88 44 7112
axel.ebert@wortwelt.at
BEISPIELE FÜR DIE SPRACHLEVEL
A1: (1.-2. Klasse Volksschule) Beispieltext: Das ist ein Buch. Das Buch ist leicht. Ich kann es gut lesen. Die Wörter sind einfach.
A2: (3.-4. Klasse Volksschule) Beispieltext: In der Bibliothek gibt es viele Bücher in einfacher Sprache. Ich lerne Deutsch und diese Bücher helfen mir sehr.
B1: (untere Mittelschule) Beispieltext: Einfache Sprache ist wichtig für Menschen, die Deutsch lernen. Man benutzt kurze Sätze und bekannte Wörter. Das macht das Verstehen leichter.
B2: (höhere Mittelschule) Beispieltext: Die Verwendung von einfacher Sprache ermöglicht vielen Menschen den Zugang zu Informationen. Besonders Lernende und Menschen mit Leseschwierigkeiten profitieren davon.
C1: (Matura) Beispieltext: Die Implementierung von einfacher Sprache in öffentlichen Dokumenten trägt maßgeblich zur Inklusion bei, indem sie Sprachbarrieren abbaut und die Teilhabe aller Bürger:innen ermöglicht.
C2: (Studium) Beispieltext: Die Dichotomie zwischen sprachlicher Komplexität und Verständlichkeit manifestiert sich insbesondere im Diskurs um die Legitimität der vereinfachten Sprachvarianten im behördlichen Kontext.
(Beispiel von „Claude“)
BEISPIELTEXT: KI VERBESSERUNGEN MIT B2 PROMPT
Originaltext
Wenn Sie als Kund*in keine Bestellbestätigung Ihrer Dauerkarte haben, dann ist eine reguläre Monatskarte für den entsprechenden Monat am Automaten zu erwerben und sich das Ticket nach Erhalt des Abos von eine*r unsere*r Mitarbeiter*innen in einem unserer Kundencenter erstatten zu lassen.
KI System 1
Wenn Sie als Kund*in keine Bestellbestätigung Ihrer Dauerkarte haben, dann kaufen Sie eine reguläre Monatskarte für den entsprechenden Monat am Automaten.
Lassen Sie sich das Ticket nach Erhalt des Abos von einem (sic!) unserer Mitarbeiter*innen in einem unserer Kundencenter erstatten.
KI System 2
Bestellbestätigung für Dauerkarten:
Wenn Sie keine Bestellbestätigung für Ihre Dauerkarte haben, kaufen Sie bitte eine reguläre Monatskarte für den jeweiligen Monat am Automaten. Sie können das Ticket dann nach Erhalt des Abos in einem unserer Kundencenter erstatten lassen.
KI System 3
Wenn Sie keine Bestellbestätigung für Ihre Dauerkarte haben:
a) Kaufen Sie eine normale Monatskarte am Automaten.
b) Holen Sie sich später in einem Kundencenter das Geld zurück.
c) Bringen Sie dazu Ihre Dauerkarte mit.
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Offenlegung: Menschliche Ideen, Formulierungen und Kreativität waren zentral bei der Erstellung dieses Textes. Künstliche Intelligenz wurde unterstützend eingesetzt beim Formulieren, Überarbeiten und Recherchieren. Wie in einer innovativen Küche kreiert der Mensch das Rezept, während KI intelligent die Zutaten anrichtet.